Freitag, 9. Oktober 2009

STROHHALMPROBLEMATIK



Wir haben ja vor nicht allzu langer Zeit mal kurz ein, für viele nicht ganz unwichtiges, Trink-Accessoire aus unserem Angebot verbannt. Den Strohhalm. Im folgenden brach vor allem für die Latte Macchiato-Fraktion, sowie überzeugte Bionade-mit-Röhrle-Trinker eine Welt zusammen. Hilflos standen sie vor ihren Trinkgefäßen und wussten nicht mehr wohin. Wohin mit dem Inhalt, beziehungsweise wie soll dieser nun vom Glas zum Mund? 'Warum tut ihr uns das an?' war der Tenor der oben genannten. 'Warum tut ihr uns das an?' war unsere Antwort. Wer um Himmels Willen kam eigentlich auf die - mit Verlaub - schwachsinnige Idee einen Kaffee mit einem Strohhalm zu trinken? Der, oder die, ursprünglich mal für Kinder erfundene, Latte Macchiato soll durch die Trinktechnik mit Strohhalm angeblich ihre charakteristische Schichtform beibehalten. So ein Quatsch. Entweder möchte ich einen Espresso, eine Milch, oder ein Gemisch aus beidem trinken, aber mich nicht mit einem Plastikhalm durch mehrere Schichten saugen, nur um optisch im Trend zu bleiben. Über Geschmack kann man sich bekanntlich streiten, somit mag für den einen oder die andere die Argumentation (von mir aus berechtigt) hinken. Gut.
Was aber überhaupt nicht hinkt, ist die Tatsache, dass diese Strohhalme (die verdammten Dinger sind ja nicht einmal mal mehr aus Stroh) in erheblichem Maße zur Umweltverschmutzung beitragen! Laut science weekly rangieren Stroh/Trinkhalme standhaft auf dem fünften Platz des so genannten 'dirty dozen' von Müll, welcher an den Stränden der amerikanischen Küsten vom clean ocean action's beach clean-up program eingesammelt wird. Das weitere Aufkommen in Sportstadien, Zoos und auf öffentlichen Plätzen wollen wir erst gar nicht erwähnen.



Uns sollte jedoch klar sein, dass wir mit unserem Handeln nicht nur die unmittelbare Umgebung, sondern auch die entferntesten Ecken unseres eh schon gescholtenen Planeten beeinflussen, inklusive der oben erwähnten Ozeane! So wird dies im North Pacific Gyre, einer kreisenden Strömung ca. 1000 Seemeilen nordöstlich von Hawaii, dramatisch sichtbar. Hier sammelt sich Müll, Plastik in besonderem Maße, und verwandelt den Ozean in eine gigantische synthetische Suppe. Traurigerweise kommt das Material nicht von Wochenendausflüglern, die mal eben ihren Müllsack über Bord werfen, sondern es stammt zu 80 Prozent vom Festland, von wo es sich über Abwassersysteme und Kanalisationen den Weg in Flüsse bahnt und schlussendlich in den Meeren landet. Da Plastik ein permanentes Material darstellt und somit nicht biologisch abbaubar ist, kann es folglich auch nicht von Mikroben zersetzt werden, sondern bröckelt in immer kleinere Stücke und treibt im Wasser. Proben aus dem North Pacific Gyre enthielten Partikel, die im Durchmesser weitaus kleiner waren als der Durchmesser eines Stecknadelkopfes. Diese Größe macht es nahezu unmöglich, das Material aus dem Wasser zu entnehmen, was wiederum zur Folge hat, dass das Plastik von Meeresorganismen aufgenommen wird. Die Algalita marine research foundation konnte bei einer Untersuchung Anfang 2008 Plastik in kleinen Fischen nachweisen, welche am Anfang der Meeresnahrungskette stehen. Werden diese von ranghöheren Tieren gefressen, so setzen sich die Fremdkörper im erhöhten Maße im Gewebe dieser ab. Das multipliziert sich bis zum Ende der Nahrungskette - an der wir stehen, nur so nebenbei - munter weiter. Ganz zu schweigen von im Plastik enthaltenen Zusatzstoffen, die ausgewaschen werden und so in die Umgebung gelangen. Das diese Zusatzstoffe hochgradig gesundheitsschädlich sind, muss wohl nicht mehr erwähnt werden....
Was können wir also tun? Nachdenken, bevor wir konsumieren. Ist es wirklich notwendig, sich einen Strohhalm in sein Latte-Glas zu stecken? Muss ich wirklich immer alles mitnehmen, oder kann ich mir nicht einfach mal kurz ein paar Minuten Pause gönnen, anstatt meinen Kaffee auf dem Weg zu trinken und den Plastikbecher dann in die Wiese pfeffern? Kleine Handlungen, die von vielen bewusst nachgemacht werden haben schlussendlich einen großen Effekt. Deshalb haben wir keine Strohhalme mehr und deshalb bitten wir euch in Zukunft nicht nur bei uns auf Strohhalme zu verzichten. Danke!